Wo man singt und musiziert, da lass Dich nieder…..
Gründung des MUSIK-, GESANG- und HEIMATTRACHTENVEREINS HASELBACH und Rückblick auf 85 Jahre Vereinsgeschichte.
Pflege des Liedes, der Musik, des Brauchtums und der Dorfgemeinschaft
Die Anfänge
In den langen Wintermonaten nach dem ersten Weltkrieg kamen die jungen Mädchen und Burschen des Dorfes abends in den Spinn- und Kartstuben zusammen. Dort wurden lustige Streiche ausgedacht, nach der Mundharmonika und dem Löffelschlagwerk getanzt und viele Volkslieder gesungen. Da reifte bei den jungen Burschen von Haselbach der Gedanke, einen Männergesangverein zu gründen. So traf man sich im Herbst 1926 im Gasthaus „Zur Schwane“ und gründete den Gesangverein Rhönperle Haselbach.
Als Gründungsmitglieder unterzeichneten damals im Gründungsprotokoll 20 junge Männer. Der Mitgliedsbeitrag betrug damals 1,-- Reichsmark. Der Gesangverein förderte schon damals die Dorfgemeinschaft durch gesellige Veranstaltungen wie Theaterabende, Faschingsbälle und Ausflüge, bei denen natürlich auch Gesangsstücke dargeboten wurden. Dadurch konnte sich der Verein bereits im Jahre 1932 ein gebrauchtes Klavier kaufen, das im großen Schulsaal aufgestellt wurde. Hier fanden auch die wöchentlichen Proben statt.
Ab 1939 und den nachfolgenden, für Deutschland so verhängnisvollen und schweren Jahren, hatte keiner mehr Muse zum Singen. Die Vereinstätigkeit ruhte.
Nach Kriegsende:
Viele Männer unseres Dorfes kamen nicht mehr heim, andere wurden erst Jahre später aus der Gefangenschaft entlassen. Es war der 03. Januar 1948, als sich die noch verbliebenen Mitglieder des Vereins zum ersten Mal nach dem Krieg wieder im Gasthof Strauß versammelten. Sie gedachten der gefallenen und vermissten Mitglieder und erweckten den Verein wieder zu neuem Leben. Man nannte sich ab sofort „Männergesangverein 1926 Haselbach“.
Der Aufschwung im dörflichen sowie im wirtschaftlichen Bereich setzte sich auch im Gesangverein fort. Alle jungen Burschen ab dem 16. Lebensjahr wurden in den Gesangverein aufgenommen, es herrschte rege Vereinstätigkeit. Am 01. August 1954 wurde einen neue Vereinsfahne eingeweiht. Es war ein Festtag, an dem das ganze Dorf teilnahm.
Neben der gesanglichen Vereinstätigkeit gab es in Haselbach schon immer eine Blaskapelle. Diese war jedoch in keinem Verein organisiert. Sie spielten sowohl bei kirchlichen, als auch bei geselligen und traditionellen Veranstaltungen auf. So wurde z.B. der Lindentanz an Kirchweih, außer in den Kriegsjahren, alljährlich von den jungen Mädchen und Burschen durchgeführt. Es war selbstverständlich, dass sie dabei von der Blasmusik musikalisch begleitet wurden.
Das Brauchtum in Haselbach wurde nun mehr gepflegt und die Veranstaltungen nahmen immer größere Formen an. In manchen Jahren wurden bei den großen Kirchweihfeiern mit traditionellem Hammelessen vier Hammel geschlachtet und 1500 Kartoffelklöße zubereitet.
Da blieb es nicht aus, dass man sich Gedanken darüber machte, wie das örtliche und kulturelle Geschehen besser zu organisieren sei. So wurde bei einer Generalversammlung am 09.12.1962, nach längeren Überlegungen der Männergesangverein 1926 in den Musik-, Gesang- und Heimattrachtenverein Haselbach umbenannt.
Von nun an setzte eine rege Vereinstätigkeit ein. Robert Kirchner, als Vorsitzender des Vereins und die anderen Mitglieder des Vorstandes hatten viel zu tun. Zunächst wurde die örtliche Blaskapelle in den Verein integriert und bekam erstmals eine Musikertracht. Dann gründete man eine Trachtentanzgruppe. Die Tänzer bekamen ebenfalls eine neue Tracht. In den Jahren 1963/64 wurden insgesamt 35 neue Männertrachten und 54 Frauentrachten angeschafft. Die Frauentrachten wurden damals unter Leitung einer Trachtennäherin von den Haselbacher Mädchen und Frauen selbst genäht.
Ab 1964 wechselten Vorstände, Musikausbilder und Dirigenten des Öfteren. Eine Konstante bildete Franz Reder, der als Stellvertreter des Dirigenten, als örtlicher Verbindungsmann zum Dirigenten oder Musikleiter über Jahrzehnte hinweg Verantwortung für die Musikkapelle übernahm.
In den Jahren 1964/65 wurde aufgrund der zu geringen Beteiligung von Sängern die Aktivitäten des Chores eingestellt, dafür begann die Blütezeit der Jugendtrachtenkapelle Haselbach, die sich nun einfach Trachtenkapelle Haselbach nennt. Von 1965 bis heute haben wir in unserem Verein nahezu 150 Musikschüler ausgebildet. Viele von Ihnen haben das Musizieren längst aufgegeben. Einige fanden aber auch nach teilweise jahrzehntelangen Pausen wieder Freude am Musizieren und spielen heute erneut in unserer Kapelle mit.
Durch einen Zufall konnten wir im Jahr 1972 mit Stabsmusikmeister a. D. Gerhard Hemp aus Münster in Nordrhein-Westfalen einen exzellenten Dirigenten gewinnen. Unter seiner Leitung errangen wir im Jahr 1973 bei einem Wertungsspiel in der Oberstufe einen ersten Rang mit Auszeichnung, Dies war sicherlich ein musikalischer Höhepunkt in unserer Vereinsgeschichte.
Im Jahre 1986 gründete sich auch unsere Trachtentanzgruppe wieder neu. Die Leitung lag damals in den Händen von Georg Reitz. Mit neuen Tänzen und Trachten nahmen sie wieder rege an Veranstaltungen und kulturellen Ereignissen teil.
Aktuelle Vereinsentwicklung
Zum 70-jährigen Bestehen unseres Vereins 1996 wurde am 18. Mai ein Kommersabend in der Rhönhalle gefeiert, bei dem verdiente Musiker sowie langjährige Mitglieder unseres Vereins geehrt wurden. Franz Reder und Robert Kirchner wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Das Fest fand dann am 15./16. Juni rund um den Kiliansbrunnen statt. Besondere Spezialität des Festes: „Hammel am Spieß“ mit rohen Klößen. Bereits um 12.00 Uhr war dieser Festschmaus total ausverkauft.
Im Oktober 1999 hat die Trachtenkapelle mit Jürgen Weyer aus Brendlorenzen einen neuen, hervoragenden Dirigenten gefunden und die Kapelle sehr geprägt. Das erste Weihnachtskonzert unter seiner Leitung am 12.12.99 im Gasthof „Zum Lindenbrunnen“ war bereits ein voller Erfolg. Im gleichen Jahr, also 1999, stellten wir zum ersten Mal einen Maibaum auf. Nach einem Festzug mit Musikkapelle und Trachtentanzgruppe durch’s Dorf, schafften wir es erst nach einigen Anstrengungen den Baum aufzurichten. Aber getreu dem alten Sprichwort „Übung macht den Meister“ klappt das inzwischen ausgezeichnet.
Im Dezember 2000 veranstalteten wir dann zusammen mit dem Gesangverein Liedertafel Bischofsheim zum ersten Mal ein Adventskonzert in der Stadtpfarrkirche. 10 Jahre lange hatte dieses Konzert einen festen Platz im jährlichen Veranstaltungskalender. Von Konzertbesuchern wird uns immer wieder bestätigt, dass sowohl die Musikauswahl als auch -darbietung jedes Jahr aufs Neue begeistert.
Das Jahr 2001 war geprägt von den Feierlichkeiten rund um das 75-jährige Vereinsjubiläum. Den Auftakt bildete der Kommersabend am 05. Mai 2001. Vom 13. bis 16. Juli wurde das Jubiläum dann auf dem Festplatz am Fuße des Kreuzberges mit einem großen Musikfest gefeiert, dazu gehörten Auftritte der Gruppe „Mandy“, der Showband „Dolce Vita“ und er tschechischen Spitzenkapelle „Gloria“, sowie ein Festgottesdienst und natürlich ein großer Festzug mit 42 Kapellen und Gruppen. Bei der Ankunft der Kapellen am Festplatz mussten wir uns jedoch mehrfach sagen lassen, dass die Lage unseres Festplatzes eine besondere Herausforderung für jeden Musiker darstellt. Der Gemeinschaftschor vor imposanter Kulisse, über den Dächern von Haselbach und Bischofsheim, war dafür allerdings ein ganz besonderes Klangerlebnis.
Seit 2005 sind wir mit dem jährlichen Weihnachtskonzert, das wir im Rahmen der „Böschemer Winterwochen“ aufführen zu Gast in den Christlichen Gästehäusern bei der Familie Schroth. In diesem feierlichen Ambiente ist es nicht nur für die Zuhörer immer wieder ein ganz besonderes Musikerlebnis sondern auch für uns Musiker.
Martinikirchweih in Haselbach. Das heißt: Einholung der Genehmigung beim Bürgermeister; Kirchweihtanz, bei dem die Planpaare vorgestellt werden; Hofroi, bei dem jedem Lindenmädchen ein Ständchen dargebracht wird und Plantanz um die Linde. Die Pflege dieses Brauchtums ist uns ein besonderes Anliegen. Durch besondere Umstände waren wir gezwungen die Kirchweih in den Jahren 2006, 2007 und 2008 als Zeltkirmes zu feiern. Im Monat November bringt dies jedoch erhebliche wetterbedingte Probleme mit sich. Unser Dank geht deshalb an dieser Stelle an die Eheleute Miller. Seit sie Pächter des Gasthauses „Zum Lindenbrunnen“ sind, sind Musiker, Planpaare und Gäste, hier wieder willkommen.
In den letzten Jahren hat der Verein außer den musikalischen Aktivitäten auch verschieden Ausflüge, Wanderungen und natürlich Grillabende unter der Dorflinde veranstaltet. Auch das Äußere der Trachtenkapelle wurde aufgefrischt: alle Musikanten wurden mit einheitlichen T- und Sweatshirts ausgestattet, Trachten wurden ergänzt bzw. für Jungmusiker neu angeschafft und unsere Notenständer werden nun von Notenpultbannern geziert. Außerdem haben wir seit Herbst 2010 unsere eigen Vereinshomepage!
Vom Hebst 2011 bis 2013 lagt die musikalische Leitung der Kapelle in den Händen vom staatl. geprüften Dirigenten Bernhard Bromma.
Von 2014 bis 2017 leitete Mareike Wütscher die Kapelle.
Von 2017 bis 2022 wurde die Kapelle von Christina Knüttel musikalisch geführt seit September 2022 tut dies Mathias Mai.
Wir sind natürlich immer bemüht neue Musiker oder Musikschüler zu finden. Wenn also Sie, Ihr Kind oder Enkelkind Lust haben, ein Instrument zu erlernen, melden Sie sich bei uns, wir würden uns freuen. Denn, sagen Sie selbst, was wären unsere Festtage mit ihren vielfältigen Bräuchen oder geselligen Veranstaltungen, ohne Musik, die unsere Freude, ebenso wie unser Leid auszudrücken vermag?
Mit einem Gedicht von Valentin Rathgeber möchte ich meinen Rückblick auf unsere 85-jährige Vereinsgeschichte beenden:
Die Macht der Musik
Ist etwas so mächtig, die Herzen zu gewinnen,
zu binden und fesseln die menschlichen Sinne,
so ist es die Musik, wird diese gehört,
bewegt sie die Hölle, den Himmel, die Erd!